Du-Botschaften

Pingpong der Vorwürfe und Anklagen

Mit Vorwürfen und Anklagen beginnen viele fruchtlosen Paargespräche. Sie sind der beste Garant für einen verdorbenen Abend und Anfang vom Ende jeder Beziehung. Erfahren Sie hier wie sie diese Art von Kommunikationskiller vermeiden und stattdessen negative Du-bist-Botschaften in neutrale, konstruktive Ich-Botschaften umwandeln.

“Ich glaube, Du hast nicht alle Tassen im Schrank.” “Du bist total unsensibel.” “Auf Dich kann man sich nicht verlassen.”

Sie alle kenne solche Aussagen. Sie sind der Beginn einer zumeist frustrierenden unergiebigen Konfrontation. 

Du-Botschaften sind eine beliebte Waffe, um von den eigenen Gefühlen

1) auf andere umzulenken

2) den anderen die Schuld an eigenen unguten Gefühlen zu geben

3) und damit unser Selbstwertgefühl zu erhalten

Alle Du-Botschaften (natürlich auch die “Sie-Botschaften) haben etwas gemeinsam: sie beurteilen und bewerten den Anderen – und oft unterstellen sie auch etwas. Dies wird noch verschärft, wenn Verallgemeinerungen und Übertreibungen wie “schon wieder, jedesmal, nur, ständig, total und immer” dazu kommen.

“Du hast schon wieder das Fenster aufgelassen.”

“Ständig vergisst du…”

“Du hast mich total enttäuscht.”

“Du machst alles falsch.”

“Du denkst nur an dich.”

Auch wenn an diesen Aussagen durchaus was dran sein kann, sie sogar zu 90 % stimmen können, sie helfen wenig, etwas zu ändern und dienen selten dazu, den anderen zu erreichen. Sie bauen Abwehr auf, reizen zum Widerspruch und lösen einen Rechtfertigungsmechanismus aus. Primär sind sie in dieser Form ein Ventil unseres Ärgers oder Frustes, meist gepaart mit einer Projektion unserer eigenen Unzulänglichkeit. Denn das, was uns am anderen aufregt, kennen wir meist von uns selbst. Da wir dies aber nicht wahrhaben wollen und in uns selbst leugnen und verdrängen, ist der andere eine willkommene Zielscheibe unserer Ablehnung.

Gerade die Rechtschaffensten regen sich am meisten auf, weil sie selbst so rigoros ihre chaotischen, unzuverlässigen, bequemen Teile ablehnen (und damit verdrängen), sodass sie bei vermeintlichen Verstössen gegen “Recht und Ordnung” völlig unverhältnismässig reagieren – mit Abwertung und Du-Botschaften von hoher Emotionalität. Dadurch halten sie sich für überlegen und meinen im Recht zu sein. Das Verständnis bleibt dabei auf der Strecke und manche Beziehung wird so zur Hölle. Man kann generell sagen: je stärker die emotionelle Ladung, desto grösser die Projektion oder die aufgestaute Energie -und desto geringer die Chance, dass der andere sie versteht. Eine Sackgasse.

“Und wie kommt man das raus?”, höre ich Sie fragen. In drei Schritten:

1) Ihren Anteil erkennen, z.B. mit Fragen wie: 

Kenne ich dieses Verhalten auch von mir? (zu spät kommen, etwas vergessen, ungerecht, ungeduldig, launig sein) Wenn Sie ehrlich sind, werden Sie ähnliches auch von sich kennen, vielleicht auch nur aus der Vergangenheit. Natürlich hatten Sie “gute Gründe” (aus Ihrer Sicht), aber genau die hat der andere auch (aus seiner Sicht). Da Sie diese noch nicht kennen (der andere vielleicht selbst nicht, da unbewusst) führt uns das zu Punkt 2

2) Kann ich wirklich wissen, dass das wahr ist? (siehe Byron Katie) Das der andere nur an sich denkt; ein Lügner, ein Egoist, ein Feigling ist?

3) Nachfragen, bevor man urteilt oder bewertet. Ich weiss, dass ist viel verlangt, wenn man so richtig sauer oder frustriert ist, deswegen gehört auch Punkt 4 dazu.

4) Äussern Sie Ihr Gefühl bzw. beschreiben Sie, was für ein Problem oder Gefühl das bei Ihnen auslöst. bzw. welches Bedürfnis nicht erfüllt ist . Also z.B. : “Das du nicht pünktlich bist, frustriert oder ärgert mich, weil jetzt das Essen kalt ist / weil ich mir Sorgen gemacht habe. Was war so wichtig, dass du erst jetzt kommst?” 

Spüren Sie den Unterschied? Jetzt kann und wird der Partner ganz anders reagieren. Er wurde nicht mit einer negativen Vorannahme empfangen, kann sich entschuldigen, sie besser verstehen und es kann konstruktiv nach den Gründen des Verhaltens (die in der Regel keine Missachtung ihrer Erwartung ist) geforscht werden.

Die Spannung ist raus, der Abend gerettet.

Merke: Bevor Sie etwas gegen Sie persönlich Gerichtetes unterstellen, erst mal nachfragen. In 85% der Fälle liegt ein Missverständnis vor bzw. gar kein Bewußtsein darüber, dass das eigene Verhalten eine Verletzung oder Ärger auslösen könnte. In den restliche 15% wird das eigene Verhalten bagatellisiert und rationalisiert – das gilt es klarzustellen.