Streiten kann fast jeder – und fast jeder tut es auch: mit dem Partner, den Kindern, den Kollegen, mit Freunden und Nachbarn. Konstruktiv und fair streiten kann dagegen nicht jeder, denn das will gelernt sein. Wer an einem guten Miteinander mit seinen Zeitgenossen interessiert ist, tut gut daran, die Grundprinzipien der Spannungs-auflösung und des konstruktiven Dialoges zu lernen. Besonders in der Partnerschaft ist diese Kunst ein Garant für eine lebendige und langlebige Beziehung. Lernen sie also hier worauf es ankommt und wie es geht:
1.Teil: Wörter, die Streit verursachen – Wörter, die Streit beenden
Ob es uns bewußt ist oder nicht: bestimmte Wörter (und Sätze) können wie Bomben einschlagen. Einzelne Wörter können provozieren, verwirren, klären, entspannen oder verspannen; sie fördern oder verhindern eine Verständigung, verursachen oder lösen einen Streit. Erfolgreiche Menschen, Diplomaten, Vermittler, Berater und Therapeuten kennen diese Worte und wissen sie zum Wohle ihrer Klienten einzusetzen.
So mancher Streit hätte vermieden werden können, vielleicht sogar mancher Krieg, wären die Worte besser gewählt worden oder besagte Wortbomben nicht gefallen.
Beispiel:
Frank kommt eine halbe Stunde später als verabredet nach Hause. Bevor er etwas sagen kann, empfängt Sie ihn mit einem “Immer kommst Du zu spät!” oder “Nie kannst Du pünktlich sein!”. Seine Reaktion: “Das stimmt doch überhaupt nicht.” Und schon sind sie mitten drin im klassischen “Du-bist-falsch-ich-hab-recht-Streit”.
Ich denke Sie wissen schon, welche Worte die Zündschnur zur Streitbombe waren: immerund nie. Es ist erschreckend wie oft wir diese beiden hochexplosiven und leider immer in die falsche Richtung führenden Worte benutzen und wieviel Schaden wir damit oft, ohne es zu wollen, anrichten. Mal ehrlich, haben Sie diesen oder ähnliche Sätze nicht auch schon oft verwendet – bzw. gesagt bekommen? Und diese beiden Beziehungs-Giftwörter?
Und was hat es Ihnen gebracht, außer einem kurzem Dampfablaßeffekt für Ihren Ärger? Wahrscheinlich mehr Ärger und einen ermüdenden Streit, besonders wenn Ihr Partner die Tretmine mit einem ”Du übertreibst ja wieder mal (wie immer) maßlos” oder”Stell Dich nicht so an” zurückgegeben hat.
Sollte er bereits zu den sensibleren und verständigeren Zeitgenossen gehören, dann hat er die Streitbombe (Tretmine) gleich mit einem “sorry” oder „es tut mir leid” oder “ich kann deinen Ärger verstehen” entschärft und Sie konnten nun etwas entspannter nach dem Grund seiner Verspätung fragen. Die Sache ist konstruktiv im Ansatz gewendet worden und Sie haben damit das A des fairen Streitens gelernt: für die hinter den Worten schwelenden Gefühle sollten immer erst Verständnis und Anerkennung gezollt werden.
Merke: allen Vorwürfen, Einwänden und Anklagen nimmt man die Spitze (den Dampf), wenn man die dahinterliegenden Gefühle anerkennt (und dies auch ausspricht) und für sie Verständnis signalisiert.
Dies ist im Gegensatz zu noch mancherorts verbreiteten Meinung ein Zeichen von Stärke und Selbstbewußtsein und nicht ein Mangel derselben. Wie sagten unsere Eltern schon immer: “Der Klügere gibt nach!” Ich würde es noch etwas erweitern zu “Der Klügere gibt recht!”, denn er weiß, wir haben alle etwas gemeinsam: Wir wollen verstanden werden und wir wollen recht haben. Ist es nicht so?
Und eben weil es so ist, können Sie mit diesem Wissen jeden Konflikt, jeden Ehe- oder Beziehungsstreit die Spitze nehmen und den Lösungsweg einleiten. Denn ist die Spannung, die oft noch von vielen ähnlichen Vorfällen genährt wird, wo nichts gesagt wurde, erst einmal raus, läßt es sich schon viel leichter und entspannter miteinander reden.
Und wie können Sie es vermeiden, selbst solche Psycho-Tretminen auszulegen? Auch einfacher als Sie denken. Seien Sie ehrlich und drücken Sie direkt Ihr Gefühl, aus ohne den Umweg über eine Verallgemeinerung oder einen Vorwurf zu machen. Verstecken Sie ihre Enttäuschung nicht hinter “Immer und nie-Aussagen”. Sagen sie gleich was Ihr Gefühl ist, zum Beispiel: Ich bin sauer, enttäuscht, frustriert, traurig, daß ich solange warten mußte und ich würde gerne wissen, warum das nötig war.
Das gleiche gilt für eine zweite Kategorie von Streit provozierenden Wörtern, die die mit dem spitzen Zeigefinger auf den Partner weisen und mit dem vernichtenden “Du bist …..” anfangen. > Du-Botschaften.