Interview zum Thema Paarberatung

mit David Luczyn Paarcoach Frankfurt

erschienen in:
Frauen-Spezial Mai 2005

In jeder Beziehung gibt es harmonische und eben weniger harmonische Zeiten. Ab wann jedoch ist es sinnvoll einen Paar-Berater hinzuzuziehen?

D.L. Wenn Konflikte regelmäßig eskalieren, sich wiederholen oder keine (Er-) Lösung in Sicht ist. Streit und Beziehungsstress kommen (nach der romantischen Verliebtheitsphase) in fast jeder Beziehung vor. Wichtig ist, dass man darüber redet. Da wir aber in der Regel dass konstruktive Streiten und Reden nicht gelernt haben, kann ein Coach sehr hilfreich sein, sowohl um die Basics zu vermitteln als psychische „Tretminen“ zu entschärfen. Dazu kommt, dass oft ungelöste Muster aus der Kindheit auf den Partner übertragen werden und dieser damit leicht überfordert ist.

Wie kann man seinen Partner davon überzeugen zu einer gemeinsamen Paarberatung zu gehen, wenn dieser absolut nicht möchte?

D. L.: Wenn dieser absolut nicht möchte, hat man erst mal schlechte Karten. Wer sich verweigert, hat in der Regel vor etwas Angst. Dies lässt sich herausfinden und mit Einfühlung lösen – auch ohne direkten Kontakt. Man kann dem Partner auch vorschlagen, selbst erst mal alleine zu gehen.

Falls es einer Frau nicht gelingt ihren Mann zu überzeugen, macht es dann auch Sinn alleine zu einer Paar-Beratung zu gehen?

Man kann natürlich erst mal alleine gehen, um sich über seinen Anteil am Beziehungskonflikt Klarheit zu verschaffen. In der Regel ist jeder mit 50% am Problem beteiligt. Hat man seinen Anteil geklärt, kann sich das an verändertem Verhalten bemerkbar machen, was wiederum Interesse und Neugier weckt.

Was sind Ihrer Erfahrung nach die häufigsten Beziehungs-Probleme?

Grundproblem ist meist die Kommunikation: die fehlende oder die einseitige oder die falsche Art. Dadurch sich nicht verstanden oder wahrgenommen fühlen mit seinen Bedürfnissen. Dies steht ganz oben. Männer haben oft Schwierigkeiten mit Gefühlen und insbesondere mit denen ihrer Partnerin. Sie sehen das Leben eher pragmatisch und sind lösungsorientiert. Frauen wollen aber gefühlsmäßig erlebt und verstanden werden und keine praktische Lösung. Sie verzweifeln an der „Gefühllosigkeit“ der Männer. Statt von den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen zu reden, werden diese dann in Vorwürfe und Bewertungen verpackt (du-bist-Botschaften), was wiederum zu Gegenvorwürfen führt – der Ping-Pong-Reigen ist somit eröffnet. Ein uneffektiver jede Beziehung killender Kreislauf.
Weitere Themen sind Sexualität, Eifersucht, Ängste, Abgrenzung.

Gibt es eine durchschnittliche „Beratungsdauer“? Oder variiert die Länge des Paar-Coaching von Paar zu Paar?

In der Regel 5-10 Sitzungen. Manche Paare gönnen sich ein regelmäßiges „update“ alle paar Monate. Ziel ist jedoch immer das Paar selbständig in der Konfliktlösung zu machen.

Gibt es auch Fälle, in denen Sie dem Paar raten sich zu trennen?

Als direkter Rat von mir nicht, aber als Konsequenz aus dem Klärungsprozess kann es vorkommen. Dann wäre das daraus resultierende Ziel eine Trennung im Guten zu erreichen.


David Luczyn ist Dipl.-Päd., Coach, Psychotherapeut (HP), Paarberater und Trainer für einfühlsame, gewaltfreie Kommunikation (nach Marshall Rosenberg)

Tel: 069 / 62 64 93. Praxiszeiten von 12-20 Uhr